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Beispiel für den Scatterware-Gedanken

Moderne Software gleicht einem Organismus. Eine Störung in einem Organ kann das ganze System lahmlegen. Es wird viel Forschung betrieben auf dem Gebiet verteilter Intelligenz oder Schwarmintelligenz. Für die Steuerung kommerzieller oder industrieller Systeme finden sich dabei noch wenig Ansätze. Doch manche Erfolgsfaktoren der sogenannten Superorganismen lassen sich durchaus auf Softwaregebilde übertragen.

Der Schwarm-Ansatz in der Software

Ein Beispiel für die Anwendung des Scatterware-Gedankens ist der Import-Präprozessor.

Wenn man für die Anbindung an ein dutzend Zuliefersysteme ein hochmodernes, modulares Importsystem schreibt, dann kann man theoretisch jederzeit auf ein geändertes Exportformat einer dieser Zulieferer reagieren.

In der Praxis jedoch ist dazu nur ein Entwickler in der Lage, der mit dem Gesamtsystem gut vertraut ist und firm im Umgang mit den eingesetzten Entwicklungswerkzeugen.

Schreibt man dagegen zunächst für jedes Zuliefersystem einen Präprozessor, der das jeweilige Exportformat zum Beispiel in XML wandelt, dann kommt man nicht nur mit einem viel einfacheren Importsystem aus, man kann vor allem einen neuen Präprozessor von jedem Entwickler in jedweder Sprache schreiben lassen. Tiefgehende Kenntnisse und Erfahrungen mit dem Importsystem sind nicht erforderlich.

Deswegen kann sogar an der Dokumentation der vorhandenen Präprozessoren einiges eingespart werden - eine revolutionäre Erscheinung, gilt doch bislang eine penible technische Dokumentation als Grundvoraussetzung für die Wartbarkeit komplexer Softwaresysteme.

Wunsch und Wirklichkeit

Natürlich spricht die (beispielhafte und fiktive) ROI-Betrachtung zunächst überzeugend für das modulare Importsystem:
· Aufwand pro Kunde für Präprozessor: 6 Stunden
· Anzahl Änderungen / neuer Präprozessoren im Schnitt: ca. 3 pro Woche
ergibt ca. 18 Stunden pro Woche (0,5 FTE) für den Betrieb der Lösung mit Präprozessoren.
· Investition in ein konfigurierbares Importsystem: ca. 20 Manntage
· Aufwand für die Konfiguration pro Kunde: ca. 1 Stunde
· Ergo können 15 Stunden pro Woche gespart werden und das neue System hat sich nach nur 11 Wochen amortisiert (plus einer weiteren Woche für die Migration der bestehenden Anbindungen).

Die Betrachtung funktioniert auch mit anderen Zahlen - und ist sehr geeignet, dem Management zu beweisen, dass die Geschäftsführung der IT das Budget für das Projekt "Importsystem" bereitstellen soll.

Aber wer schon komplexe Importsysteme fü dutzende Kunden verantwortet hat, wird wissen, dass die Rechnung nicht aufgeht. Es gibt immer wieder Kundensysteme, die mit der bis dato hergestellten Leistung des Importers nicht angebunden werden können. Ständige Erweiterungen sind die Folge und nach wenigen Monaten hat man ein Importsystem, das kaum mehr wartbar ist und ein Konfigurationsmanagement, das de facto nicht weniger komplex und aufwändig ist als die Herstellung eines Präprozessors pro Anbindung.

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